Donnerstag, 20. Juni 2013

Meat Coast Customs - Belicious (München)


Die Kette der neu eröffneten Burgerläden in München will nicht abreißen. Wie ein paar Gringos, die im dreckigen Süden die große Kohle wittern versuchen sich immer mehr an der Königsdisziplin der Nahrungszubereitung: Fleisch mit Semmel!

Mit dem fast brandneuen "Belicious" gibt es einen neuen Burger und eine neue Hood. Der Laden hat im bunten Haidhausen seine Zelte aufgeschlagen...wo Shisha Bars neben Nobelschuppen stehen, gitarrespielende Hipster sich mit 089-Gangstern die Klinke in die Hand geben! Genauso wie Haidhausen nicht genau weiß wie es sein soll, geht es dem Belicious: Hier trifft der Große Gatsby (Einrichtung) auf kernigen Rockabilly (Gäste) und Ghetto-Kultur (Personal).

Der Schuppen ist aber recht gemütlich und das Personal trotz reichlich Farbe auf der Haut überaus freundlich. Zwar unterhalten sie sich in ihrer "Freizeit" bevorzugt über Tattoos, ihren Boxstall und den letzten "krassen" Knockout den ihr "Bruder" gezeigt hat...aber das schmälert das Erlebnis nicht!

On to the Burger! Sehr positiv am Belicious: Hier wird der "Max custom" Gedanke absolut auf die SPITZE getrieben. Schon der erste Blick in die Karte zeigt: Die Jungs sind hier um Ball zu spielen! Man kann nicht nur Semmel (Regular, Sesam etc.) sondern auch Käse (Cheddar, Swiss etc.) sondern auch extras und -Achtung jetzt der Knaller- das Fleisch wählen!!! Neben dem klassischen Weiderind aus bayuvarischen Landen kann man sich auch Rindsviecher aus Fernost (Wagyu aus Japan) oder gar ein waschechtes Bison auf den Grill werfen lassen...sensationell! Hier stößt mein System natürlich leicht an seine Grenzen um ehrlich zu sein: Was ist denn nun der "echte" Cheeseburger?! Stellvertretend (und meinem Azubi Geldbeutel angemessen) habe ich die normale Muh-Kuh auf mein Brötchen zaubern lassen...samt Cheddar wie immer.

Allein diese Vielfalt an Möglichkeiten macht das Belcious zu einem zähen Keks um bewertet zu werden. Getoppt wird das nur vom Wechselspiel aus Licht und Schatten, das sich auf dem Teller präsentiert! Wie für "max custom" üblich gibt es Tomate, Gurke und Zwiebeln gesondert auf dem Teller...meine erste Probe hat ergeben: alles druff! So kommt man am nähesten an "burgerlicious" Taste ran.

Fangen wir mit dem Fleisch an: wie zu erwarten war die medium rare Bestellung absolut kein Hindernis und mein Viertelpfund Patty zartrosa. Das Fleisch an sich ist recht gut gelungen, auch wenn es mit den Silberrücken des Fleisch-Jungels noch nicht ganz mithalten kann: hier geht noch etwas mehr saft und Geschmack! Insgesamt hat der Burger einen leicht fettigen, traningen Geschmack...per se nicht wirklich schlecht, aber zartere Waldorfschulen-Gaumen und Hobby-Greasedonkeys könnten überfordert sein!

Ein echtes Plus ist im Belicious der Käse: Reichlich zartgelbe Matsche von zähflüssigem Gold erstreckt sich über den kompletten Burger und ergänzt wunderbar den Geschmack. Dabei zieht er Fäden, die selbst den Teenage Mutant Ninja Turtles die Freudentränen in die Augen treiben dürften. Ein Tipp des Profis: Stücke die auf den Teller fallen mit der Semmel wieder aufschaufeln und so konzentrierte "Cheese-Adern" auf dem Burger erzeugen!

Zwar wird Mayo und Ketchup mitgeliefert, ist aber überflüssig: Die etwas undefinierbare und großzügig auf dem Burger verteilte Soße ist recht salzig und würzig und passt ganz gut zum Burger, auch wenn sie nicht spektakulär ist. Mein Tipp: die in einem zartbraunen Brechton gehaltene Tunke ist schlichtweg Ketchup und Mayo verrührt mit Gewürzen. No Shit Sherlock! Geheimnis gelüftet! Oder es ist ein Jahrhunderte-altes Familienrezept mit feinsten Kräutern aus dem Abendland...was weiß ich! :)

Kommen wir zur Achillesverse des Burgers: Dem Bun! Zwar ist dieser selbstgemacht und schön braun gebrannt wie Tom Cruise und Val Kilmer in dieser völlig überflüssigen Beachvolleyball Szene aus "Top Gun".



Allerdings: Obwohl das Bun anmutet als hätte es eine schwere Qualität ("schwer ist gut...schwer ist zuverlässig!") kommt die Semmel im inneren viel zu fluffig daher.


Und irgendwie möchte der leicht süßliche Geschmack, der eher an ein Rosinenbrötchen in einem französischen Kaffee erinnert dem Burger nicht gerecht werden. Kritikpunkt 3: Das Weckla "sifft nou" wie der Franke sagen würde, sprich: es durchweicht sich extrem von den Fleischsäften und Soßen und nimmt sich so selbst Wind aus den Segeln...schade! Würde man an dieser Stellschraube noch etwas drehen, könnte man durchaus eine Spielklasse höher antreten!

Was bleibt also als Fazit zu sagen? Das Belicious macht vieles goldrichtig und die Philosophie des Ladens stimmt. Viele kleine Macken lassen aber die Tore des Burgerhimmels fest verschlossen. Schade, denn: die Puzzleteile sind an sich da, nur die Zusammensetzung passt noch nicht ganz! Vergleicht man z.B. mit einem direkten Konkurrenten "Hans im Glück" sieht man dass hier vielleicht sogar etwas minderwertigere Einzelteile einen in sich stimmigeren Burger-Boldiden erzeugen, der ergo dem neuen Fleischpalast um haaresbreite davonsaust! München hat einen neuen soliden Spieler erhalten, der niemanden enttäuscht. Trotzdem: es ist leider Scottie Pippen und nicht Michael Jordan! Immerhin eine Reise Wert und deswegen immer noch sehr gute:



FAUIT: 7,5/10 Punkte

PS: Wenn man bedenkt wie viele Optionen man bei diesem Burger hat, kann man vielleicht durch Optimierung der Parameter die Wertung im Kopf um ein Pünktchen heben, aber Regeln sind nun mal Regeln...und der Cheeseburger ist in den Ring gestiegen! :)

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