Donnerstag, 9. Mai 2013

Mr. Fancy Pants - Hans im Glück (München)



Hans im Glück…in München sagen diese drei Worte eigentlich wirklich JEDEM, der sich unter „Burger“ keinen südamerikanischen Eingeborenenstamm vorstellt etwas. Hans im Glück hier, Hans im Glück da. Vom Bänker zum Bauarbeiter, vom Hipster zum Studenten (was mittlerweile ja scheinbar das gleiche ist…). Die Bude kennt jeder. Mittlerweile gibt es davon in der Landeshauptstadt sogar zwei Filialen. Eine davon praktischerweise 100m Luftlinie von meiner bescheidenen Butze entfernt! Ein wenig Nerd-Trivia, mit dem mich eine Freundin versorgte: Hans im Glück ist scheinbar eine Kette, die es auch in Köln und Co. gibt…da es aber ein „echter“ Burgerladen ist fällt es aus dem Test deswegen nicht raus!

Als ich für mein Testessen das Lokal betrat hat mich fast der Schlag getroffen: Nach Essenszeit an einem popeligen Dienstag Abend sitzen sich die Maxvorstädter hier gegenseitig auf dem Schoß, so dass ich mit Mühe nur noch einen Sitzplatz an der Bar erobern konnte. Aber kein Thema, alles strictly Business…ich war zum Essen hier! Und was gab es? Richtig…Cheeseburger! Als ich meine übliche Bestellung „medium rare“ aufgab und mir der Hombre hinter der Bar ein vernichtendes „geht nur durch“ entgegenschmetterte, hat schon wieder der Klang einer hängenbleibenden Schalplatte mein armes Hirn durchzogen…say whaaat?! Wow, ganz langsam junger Sportsfreund…das hatte ICH anders in Erinnerung! Aber es hilft ja nix…her mit dem Doppelburger!

Das Konzept von Hans im Glück geht generell Richtung frische Zutaten, viel Öko-Kram und irre Kreationen. Wer also gerne Walnusspampe statt Fleisch, Sojasprossen oder sizilianische Fledermaustrüffel auf dem Burger will…wird hier sicher auch fündig! Da ich für meinen Test ja nur „straighte“ Burger esse hat mich dieser Regenbogen-Pony Burgerkram herzlich wenig interessiert… der Burger an sich kommt dann auch ähnlich geschniegelt wie ein Schwabinger Mitzwanziger in Segelschuhen, der am Wochenende den Beamer von Daddy über die A6 heizen darf. Hier gibt es kein fett-triefendes Ungeheuer wie bei anderen Läden auf dem Teller, sondern eher eine leichtfüßig tanzende Fleischelfe. Hübscher sind nur die Bedienungen hier…die man im Kopf gerne als Bonus werten kann, aber natürlich keinen Einfluss auf die Bewertung haben. Aber keine Sorge: Bei aller Filigranität hat die Kreation genug knurrende Tiefbässe für den nötigen Burger-Punch!

Jetzt zum wichtigen: der erste Biss! Wer kann der Burger mit diesem Fleisch bestehen? Die Karte preist schon vorher die hohe Qualität aller Zutaten an…mit Ausnahme vom Fleisch! Sehr verdächtig…denkt sich meine feine Spürnase hier und will voreilige Schlüsse ziehen! Meine Überraschung war in der Tat groß: was auch immer hier mit den Patties gemacht wird: es ist weit entfernt von den typischen nach Hirntod schmeckenden Zombie-Buletten aus der Tiefkühltheke. Das Fleisch kann es zwar nicht mit einem richtig guten frischen Hackpattie aufnehmen, hat aber dennoch einen leckeren und saftigen Geschmack. Glück gehabt Hans! Das Fleisch hätte den Burger seinen Kopf kosten können, so bleiben nur Höchstwertungen versperrt.

Eigentlich schade: denn der Rest des Burgers ist Güteklasse A! Tomate und Salat haben eine bemerkenswert hohe Qualität, hier wurde auf jeden Fall nicht geschlampt. Viel wichtiger das Brötchen: hier setzt der Laden auf eine eigene Sauerteigkreation, das klingt komisch…schmeckt aber sehr gut! Und vor allem: es zeigt, dass sich hier länger als 3 Minuten Gedanken gemacht hat. (Es gibt übrigens auch eine Vollkorn Variante für alle Landkinder). Die Semmel ist nicht so fluffig und geschmacklos wie in manch anderen Läden, sondern hat guten Biss und einen leicht eigenen Charakter, ohne den typischen Burger-Geschmack völlig zu verfälschen! 
Eine sehr positive Note gibt der Käse: dieser ist zwar die meiner Meinung nach drittwichtigste Zutat, aber doch relativ selten von „make it or break it“ Charakter für den Gesamtgeschmack…zu ähnlich sind die meisten Käse und zu wenig kann man falsch machen! Hier setzt Hans auf etwas Extravaganz (welch „fresher“ Rhyme!). Laut Karte handelt es sich um „Heumilchkäse“ aus der Salzburger Flachgau….Whatevs dude, das Zeug rockt! Es zerläuft perfekt auf dem Fleisch, hat einen ganz eigenen Biss und gibt dem Burger eine spezielle, würzige Note…die mir persönlich echt warm um`s Herz werden lässt!

Eher belanglos ist allerdings die wie Coacktailsauce anmutende „Hans im Glück“ Sauce auf dem Burger. Sie gibt mir irgendwie gar nichts! Insgesamt ist der Burger ungepimpt etwas fad geraten. Hier muss man mir definitiv Salz, Ketchup und Mayo intervenieren…aber keine Panik: kein Punktabzug notwendig, alle Utensilien stehen griffbereit! Und mit meiner persönlichen Mischung schmeckt der Burger dann auch verdammt, verdammt lecker. Well done Hans! Ich habe ihn sehr genossen! Was ist also das Fazit für Hans im Glück?

Wäre da nicht das Fleisch, das dennoch deutlich eine Liga unter der extrem harten Konkurrenz spielt…Hans im Glück könnte einer der ganz großen Player im Münchner  Burger Business sein! Immerhin: So bleibt er einer von Münchens absolut solidesten Burgern, kämpft ähnlich wie Greuther Fürth permanent um den Aufstieg in`s Oberhaus ohne es ganz zu schaffen. Die höchsten Regionen bleiben Hans verschlossen, aber er ist dem ungelenken Mainstream um Lichtjahre voraus! Also: Hans im Glück ist eine Reise und eure Euros definitiv werden: Hingehen, glücklich werden! Was mir komisch aufgefallen ist: Viel von dem anwesenden Jungvolk scheint Hans im Glück eher als Cocktailbar zweckzuentfremden…gar nicht sooo viele Burger auf den Tischen. Ich hoffe, dass sich bei diesen verblendeten Menschen auch noch das Motto „came for the booze, stayed for the burger“ einstellt…verdient hätte er es!

FAZIT:

8/10

PS: Bei der nächsten Kritik gibt es ein echtes Münchner Schwergewicht…seid gespannt! 

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